18 März 2022
Lineas, das größte private Bahnfrachtunternehmen in Europa, hat heute die Einführung eines dynamischen Energiezuschlags auf alle seine Transporte ab dem 1. April 2022 angekündigt. Damit sollen die gestiegenen Energiepreise aufgefangen werden. Zuschläge dieser Art sind in der Transportbranche üblich. Lineas ist jedoch das erste Eisenbahnunternehmen, das diesen Schritt unternimmt. Es ist zu erwarten, dass andere Marktteilnehmer nachziehen.
Infolge des Krieges in der Ukraine und der Sorge um mögliche Versorgungsengpässe schießen die Energiepreise derzeit in die Höhe. An Europas führendem Energiemarkt EEX hat sich der Spotpreis pro Megawattstunde im Vergleich zu den Durchschnittspreisen im Jahr 2021 mehr als verdreifacht. Auch die Preise für Dieselkraftstoff, der bei Eisenbahnunternehmen dort zum Einsatz kommt, wo elektrische Lokomotiven nicht eingesetzt werden können, sind erheblich gestiegen.
Dieser wirtschaftliche Druck hat mittlerweile ein Ausmaß erreicht, das von Linea nicht mehr aufgefangen werden kann. Um auch weiterhin ein nachhaltiges Angebot im Bahntransport gewährleisten zu können, sieht sich das Unternehmen gezwungen, einen Teil der Energiekosten an seine Kunden weiterzugeben.
Lars Redeligx, Chief Commercial Officer bei Lineas, äußert sich dazu wie folgt: „Wir alle können an den Tankstellen sehen, wie die Energiepreise in die Höhe schießen. Auch Eisenbahnunternehmen sind davon massiv betroffen. Auf Dauer ist es nicht möglich, dass wir der einzige Verkehrsträger bleiben, der die steigenden Energiekosten nicht weitergibt. Dies betrifft insbesondere private Unternehmen wie uns. Doch auch für staatliche Wettbewerber ist es wohl keine tragfähige Lösung, wenn für deren steigende Energiekosten der Steuerzahler aufkommen muss. Damit wir einen nachhaltigen Eisenbahntransport anbieten können, benötigt Lineas einen dynamischen Energiezuschlag.“
Dieser dynamische Energiezuschlag soll ab dem 1. April 2022 eingeführt werden. Lineas führt hierzu bereits Gespräche mit seinen Kunden. Durch den Zuschlag sollen die steigenden Energiekosten von Lineas aufgefangen und Deckungsmechanismen zur Eindämmung steigender Unternehmenskosten zum Tragen kommen. Der Zuschlag wird auf die Transporteinnahmen aufgeschlagen und monatlich an die Entwicklung der Energiepreise angepasst werden. Genauere Angaben hierzu werden auf der Website des Unternehmens veröffentlicht. Der Zuschlag wird für den innerstaatlichen und den grenzüberschreitenden Verkehr gestaffelt, um den jeweiligen Energiepreisen der Eisenbahnunternehmen in den einzelnen Märkten Rechnung zu tragen. Ausgehend von einem aktuellen Spotpreis von 300 EUR pro Megawattstunde wird der Aufschlag zwischen 3,5 % (Niederlande) und 8,1 % (Deutschland) liegen.
Erster dynamischer Energiezuschlag im Bahnfrachtverkehr
Energiezuschläge sind in der Transportbranche üblich. So gibt es z. B. Dieselzuschläge für den Straßengüterverkehr oder Treibstoffzuschläge für die Luftfracht. Normalerweise werden die Energiekosten von Bahnunternehmen im Rahmen der jährlichen Vertragsverhandlungen berücksichtigt. Bei den aktuellen Preisreaktionen auf dem Energiemarkt sind diese Kalkulationen für Lineas allerdings nicht mehr tragfähig.
„Die Einführung eines Energiezuschlags ist in der Bahnbranche längst überfällig. Wir sind der umweltfreundlichste Verkehrsträger: Wir stoßen 90 % weniger CO2 aus als der Straßentransport und verbrauchen 6-mal weniger Energie als LKWs. Doch auch wir sind vor explodierenden Energiekosten nicht gefeit. Um unsere gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen und unsere Kunden weiterhin zufriedenstellen zu können, müssen wir einen Energiezuschlag einführen, so wie es bereits in anderen Branchen gehandhabt wird“, stellt Redeligx abschließend fest.
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